Uni Göttingen, zur Jahrtausendwende: Eigentlich war damals nur ein kleiner philosophischer Ausflug in die Geschichte der Optik geplant – es ging um Goethes Angriff auf Newtons Farbentheorie: Wie gut war die Physik um 1800 beraten, als sie Goethes Gegenargumente in den Wind schlug?
Dass mit dieser unschuldigen, längst abgetanen Frage eine Lawine ins Rollen kommen würde, hatte ich weder geahnt noch gehofft. Nach zahllosen Experimenten, Streitgesprächen, Workshops, Debatten und Kunstinstallationen, an denen sich Dutzende von Physikern, Wissenschaftshistorikerinnen, Künstlern, Farbforscherinnen und Philosophen beteiligt haben, ist es an der Zeit für ein vorläufiges Resümee – für mein persönliches Resümee, denn ich kann ehrlicherweise nicht behaupten, dass die zahllosen, heftigen Kontroversen in dieser Angelegenheit einhellig beigelegt worden wären.
In einem Satz sehe ich es so: Goethes Position lässt sich weitaus besser verteidigen als gemeinhin angenommen – vielleicht müssen die Physikbücher umgeschrieben werden! In dieser Kürze klingt das Ergebnis reißerisch; aber in drei wissenschaftstheoretischen Büchern habe ich meine These sorgfältig und mit den schärfsten Rationalitätsstandards der heutigen analytischen Philosophie begründet. Insgesamt zeichnet sich eine humanistische Sicht auf die Wissenschaften ab; vielleicht hätte sich der alte Goethe darüber gefreut. Inwiefern sich das Erreichte sogar auf aktuelle Fragen zu Krieg und Frieden anwenden lässt, habe ich in einem vierten Buch mittels einer neuen Form von Pazifismus ausgepackt.
Eine Übersicht über alle diese Themen finden Sie auf diesen Farbenstreit-Seiten. Viel Vergnügen beim Mitdenken wünscht
Ihr Olaf L. Müller