Termine & Ereignisse

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Den Frieden gewinnen – Politische Matinee zum Krieg in der Ukraine

Podiumsdiskussion mit Michael Schüßler, Karen Hinrichs, Hanne-Margret Birckenbach sowie Gregor Lang-Wojtasik und O.M. (Moderation: Richard Bösch, Wiltrud Rösch-Metzler)

Wo: Christkönigshaus (Tagungshaus der Diözese Rottenburg-Stuttgart)

Wann: Sonntag, 16. Juli 2023, 9.00 bis 12.00 Uhr

Zusammenfassungen: hier

Filmdokumentation: gesamte Matinee; O.M.s Impulsreferat beginnt dort bei der 54. Minute

Pragmatischer Pazifismus

Sendung im Deutschlandfunk Nova (DLF), 25. Juni 2023, ab 18 Uhr; hier verfügbar in der DLF-Podcast-Serie Hörsaal seit 23.6.2023 (Vortrag vom 9. Mai 2023, Einzelheiten hier)

Aus der Redaktion: Keine Gewalt, friedliche Lösungen! – Netter Gedanke. Aber kann man Pazifismus, angesichts von Ereignissen wie etwa dem Angriff Russlands auf die Ukraine, (noch) sinnvoll vertreten? Ja, sagt der Philosoph Olaf Müller. Sein Konzept: pragmatischer Pazifismus.

Bei der Frage, ob Deutschland Waffen in die Ukraine liefern soll oder nicht – wo steht Ihr da? Waffenlieferungen: Auf jeden Fall? Oder: Sofort stoppen und verhandeln? Irgendwo dazwischen? Unschlüssig?

Die gute Nachricht: Falls Ihr bei der Beantwortung dieser Frage schwankt, seid Ihr zumindest schon mal nicht allein. Die Ereignisse in der Ukraine und ihre Dimension machen es extrem schwer, sich ein gründliches Urteil zu bilden. Und selbst geschulte Philosophen und überzeugte Pazifisten sind sich unsicher – wie auch Olaf Müller.

“Das Hauptproblem, das man als Pazifist hat, ist, dass uns immer wieder ein Zerrbild von Pazifismus um die Ohren geklatscht wird: gesinnungsethischer Totalpazifismus, der herzlos oder blind ist.”

In seinem Vortrag erzählt er, wie er zu Beginn des Krieges zunächst denkt, er muss den Pazifismus jetzt wohl ganz an den Nagel hängen. Dann aber erinnert er sich an große Pazifisten wie Bertrand Russell und Albert Einstein, deren Einstellungen durch ein absolutes Ausnahmeereignis auf die Probe gestellt wurden: den Nationalsozialismus.

Olaf Müller unterzieht seine Auffassung von Pazifismus einer Prüfung. Heraus kommt dabei ein Konzept, dass den Pazifismus verteidigen soll gegen das Vorurteil, eine weltfremde, blinde oder gar gefährliche Ideologie zu sein – und das es bestenfalls ermöglichen soll, Pazifismus mit realen politischen Erfordernissen in Einklang zu bringen.

“Auf der Seite des gesinnungsethischen Pazifismus habe wir eine Art moralische Arroganz, auf der Seite des verantwortungsethischen Pazifismus eine erkenntnistheoretische Arroganz.”

Olaf Müller nimmt in seinem Vortrag genau unter die Lupe, wie Pazifist*innen und ihre Gegner*innen Situationen wahrnehmen und einschätzen, wie sehr sie dabei werten, wie sie zu Annahmen über mögliche Folgen von Handlungen kommen und welche Rolle Optimismus und Pessimismus dabei spielen.

Pragmatischer Pazifismus als Mittelweg

So arbeitet er sich vorwärts in Richtung eines Mittelwegs zwischen Gesinnungs- und Verantwortungsethik: Er beschreibt eine Art “Pragmatischer Pazifismus”, der gut begründete Ausnahmen zulässt und den pazifistischen Grundgedanken rettet, ohne realitätsfern oder verantwortungslos zu sein. Schuldlos allerdings, kommt er trotzdem nicht raus – warum, erklärt er Euch im Vortrag.

“Bei der Betrachtung von Wirklichkeit importieren wir bereits unsere Werte.”

Ganz egal übrigens, ob Ihr Olaf Müllers pragmatischen Pazifismus gut oder schlecht findet – sein Weg dorthin funktioniert ganz nebenbei auch wie eine sehr kleine Anleitung, mit Vorsicht, Selbstkritik und kritischer Offenheit gegenüber gegnerischen Argumenten zu möglichst sachlichen, wertfreien und vielleicht guten Entscheidungen zu gelangen – oder zumindest zu so wenig wie möglich schlechten, um es mit Müller zu sagen.

“Wenn ich mich – wie ich es später machen werde – gegen Waffenlieferungen an die Ukraine ausspreche, wenn ich mich dafür ausspreche, sie im Stich zu lassen, was die meisten Pazifisten noch nicht mal sagen, dann mache ich mich damit an den Ukrainerinnen und Ukrainern, die uns um Hilfe gebeten haben, schuldig.”

Quellen aus der Folge:

  • Bernard Williams: Moral Luck: Philosophical Papers 1973 – 1980 (Cambridge University Press, 1981)
  • Ali Magoudi: Mitterrand auf der Couch. Ein psychoanalytsiches Rendevouz mit dem französischen Staatspräsidenten. (Psychosozial-Verlag, 2007) – in dieser Biographie findet sich Maggie Thatchers Atom-Drohung, die an François Mitterrand addressiert war, nicht an Jacques Chirac (wie im Vortrag bei 37’40” fälschlich behauptet; Olaf Müller bittet für diesen Fehler um Entschuldigung)
  • Olaf Müller: Pazifismus versus Atomtod (Vortrag vom 16.3.2023, Pankow)
  • Olaf Müller: Zu schön, um falsch zu sein. Über die Ästhetik in der Naturwissenschaft (Fischer, 2019)
  • Olaf Müller: Pazifismus. Eine Verteidigung (Reclam, 2022)
  • Hörsaal – 23. Juni 2023
  • Moderation:  Katrin Ohlendorf

Hubert Schmidleitner, Installationen farbiger Schatten

duo / quattro 2023

kopenhagen / green shadows 2018

Wann: Montag, 12. Juni 2023, 20 Uhr bis 21.30 Uhr

Wo: Humboldt-Universität (HU) Hauptgebäude, Unter den Linden 6, 10117 Berlin, 1. Stock, Nord/Westflügel, vor und in Hörsaal 2094

Der Künstler Hubert Schmidleitner zeigt im Begleitprogramm zu OMs Vorlesung “Einführung in die Ästhetik” (HU, SS 2023) zwei von Goethe inspirierte Arbeiten. Das erste Werk ist eigens für den Hörsaal 2094 geschaffen, das zweite Werk wurde vor 5 Jahren im Kopenhagener Statens Museum for Kunst (SMK) zum ersten Mal gezeigt.

Pazifismus – eine überholte Haltung?

Live-Gespräch zwischen Andreas Urs Sommer, O.M. und WDR-HörerInnen; Moderation: Carolin Courts.

Wann: Ausstrahlung am Samstag, 10.6.2023 von 14:05 Uhr bis 15:00 Uhr.

Wo: Sendung „Philosophischer Tag“ im Rahmen der Philcologne, WDR 5.

Zur Information über die Sendung geht es hier, zum Mitschnitt hier bzw. hier.

Ankündigungstext der WDR-Redaktion: Kann man angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine noch eine pazifistische Haltung vertreten? Die Philosophen Olaf Müller und Andreas Urs Sommer suchen mit Moderatorin Carolin Courts Antworten.

Friedliebende Blicke auf eine friedlose Welt

Wann: Mittwoch, 31. Mai 2023, 19 Uhr

Wo: Paulus Akademie, Pfingstweidstrasse 28, 8005 Zürich, Helvetia

Moderation: Csongor Kozma, Direktor Paulus Akademie

Eintritt: 30 Schweizer Franken (einschließlich Umtrunk)

Anmeldeschluss: Freitag, 26. Mai 2023

Offizielle Ankündigung mit Details zum Ticketkauf: siehe hier

Friedliebende Blicke auf eine friedlose Welt

Wann: Dienstag, 30. Mai 2023, 19 Uhr.

Wo: Haus Gutenberg, Burgweg 8, FL-9496 Balzers, Fürstentum Liechtenstein.

Eintritt: 20 Schweizer Franken (Abendkasse), zur Anmeldung geht es hier.

Zusammenfassung: Was ist die Obergrenze an Toten für den Preis der Unabhängigkeit eines Staates? Olaf Müller versteht sich als vorsichtigen Pazifisten. Und er stellt nach einem Jahr Krieg in der Ukraine selten gestellte Fragen. Wenn wir in der Diskussion über Krieg und Frieden lediglich zwischen gesinnungsethischem Pazifismus und verantwortungsethischer Abwägung zu wählen hätten, so stünde der Pazifismus ohne gute Karten da. Es gibt aber auch einen plausiblen Mittelweg zwischen pazifistischer Gesinnungsethik und verantwortungsethischem Anti-Pazifismus.

Pragmatischer Pazifismus

Vortrag im Philosophischen Kolloquium des Instituts für Philosophie der TU Dresden (mitorganisiert vom Dresdner Societal Change Forum)

Wann: Mittwoch, 10. Mai 2023, 18 Uhr

Wo: Zellescher Weg 17, Raum BZW/A253, 01062 Dresden

Eintritt: frei

Zur Zusammenfassung geht es hier

Pragmatischer Pazifismus

Vortrag und Diskussion in der Veranstaltungsreihe Frieden und Krieg: Philosophische Perspektiven des Collegium Gissenum

Wann: Dienstag, 9. Mai 2023, 18 Uhr

Wo: Alte Universitätsbibliothek (Raum AUB 1), Bismarckstraße 37, 35390 Gießen

Eintritt: frei

Mitschnitt: Sendung im Deutschlandfunk Nova (DLF), 25. Juni 2023, ab 19 Uhr; hier verfügbar in der DLF-Podcast-Serie Hörsaal seit 23.6.2023, 18 Uhr

Zusammenfassung: Während sich gesinnungsethische Pazifisten ganz unabhängig von den gewaltsamen Tatsachen dieser Welt stets gegen kriegerische Handlungen aussprechen, und zwar mit geschlossenen Augen, komme, was wolle, sind verantwortungsethische Pazifisten der Ansicht, dass es bei der Entscheidung über Krieg und Frieden auf die Folgen unseres Tuns und Lassens ankommt: Demzufolge wäre ein moralisch verwerflicher Krieg deshalb falsch, weil seine Durchführung weit mehr Unheil und Leid in die Welt bringt als seine Unterlassung. Wer dies Kriterium anwenden möchte, dürfte sich fast immer erkenntnistheoretisch übernehmen; wir verfügen fast nie über hinreichendes Wissen, um verantwortungsethisch zwischen Krieg und Frieden zu entscheiden. Der pragmatische Pazifist sucht einen Mittelweg zwischen Gesinnungs- und Verantwortungsethik. Demzufolge orientieren wir uns bereits beim Blick auf die Wirklichkeit (etwa bei der Folgenanalyse) an bestimmten Leitideen, in denen gewisse Werte zum Ausdruck kommen; verantwortungsethische Pazifisten arbeiten mit anderen Leitideen als verantwortungsethische Kriegsbefürworter. Eine der pazifistischen Leitideen ist pessimistisch; sie empfiehlt, stets die Gefahr unkontrollierbarer Eskalationen kriegerischer Handlungen (bis hin zur atomaren Apokalypse) im Blick zu behalten. Eine andere pazifistische Leitidee ist ein Optimismus hinsichtlich der menschlichen Natur: Suche stets nach friedlichen Auswegen aus Gewaltkrisen und halte dabei besonders ausdauernd an der Hypothese fest, dass kein Mensch in sich böse ist und nur mit vorgehaltener Pistole zur Raison gebracht werden kann. Kriegsbefürworter verteilen ihren Optimismus und Pessimismus anders, und zwar auf eine Weise, die wenig attraktiv wirkt.

Frieden schaffen mit Waffen? – Krieg in der Ukraine

Gespräch in der Themenreihe Zum Krieg in der Ukraine… des Hamburger Mennoforums mit

Svitlana Honcharuk (Kriegsflüchtling aus Odessa, jetzt Hamburg), Dr. Charlotte Misselwitz (Berliner Journalistin & Medienwissenschaftlerin), Rudi Friedrich (Connection e.V., Internationale Arbeit für Kriegsdienstverweigerer und Deserteure), O.M.

Moderation: Prof. Dr. Fernando Enns (Leiter der Arbeitsstelle Theologie der Friedenskirchen am Fachbereich Evangelischen Theologie der Universität Hamburg und Professor für Theologie und Ethik an der Theologischen Fakultät der Vrije Universiteit, Amsterdam).

Wann: Freitag, 5. Mai 2023, 19 bis 21 Uhr.

Wo: Mennonitenkirche in Hamburg-Altona (Mennonitenstraße 20, 22769 Hamburg).

Eintritt: frei.

Für den Livestream siehe hier.

Aus der Ankündigung: Am 5. Mai 2023 und am 2. Juni 2023 wird die Mennonitenkirche in Hamburg-Altona wieder einen Raum bieten für Diskussionen über aktuelle friedensethische und -politische Fragen, mit Gästen aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kirche. In Kooperation mit der Mennonitengemeinde sind zwei Abende geplant, an denen auch Studierende teilnehmen werden.
Am ersten Abend werden wir unter anderem mit dem Philosophen Prof. Olaf Müller über den Krieg in Ukraine diskutieren, am zweiten Abend den Friedensprozess in Kolumbien in den Vordergrund stellen, unter anderem mit Dr. Andrés Pacheco Lozano.