Die Gleichwertigkeit der beiden Spektren

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Phänomenologische Herleitung des Goethespektrums aus dem NewtonspektrumPhänomenologische Herleitung des Goethespektrums aus dem Newtonspektrum: Die Farben aus Goethes Vollspektrum hängen mit denen aus Newtons Vollspektrum wie durch einen kreuzweisen Tausch miteinander zusammen: Das untere Farbenpaar Gelb/Rot aus Newton Spektrum taucht in Goethes Spektrum oben wieder auf, aber heller; und Newtons oberes Farbenpaar Blau/Türkis taucht in Goethes Spektrum unten wieder auf, und zwar ebenfalls heller. Beim kreuzweisen Tausch geht zwar die grüne Mitte des Newtonspektrums verloren. Doch in der Mitte zeigt sich bei Goethe diejenige Farbe, die sich als Zwischenfarbe der jetzigen Innenfarben deuten lässt: Purpur als Mischung aus Blau und Rot.
Phänomenologische Herleitung des Newtonspektrums aus dem GoethespektrumPhänomenologische Herleitung des Newtonspektrums aus dem Goethespektrum: Der kreuzweise Tausch aus der vorigen Abbildung kann ebensogut umgedreht werden. Dann entsteht Newtons Spektrum überkreuz aus den äußeren Farbpaaren des Goethespektrums, die dabei abgedunkelt werden. Und die grüne Mitte des Newtonspektrums lässt sich als Zwischenfarben der Außenfarben bei Goethe deuten, als Mischung aus Gelb und Türkis.
Entwicklung des Newtonspektrums bei variablem Abstand vom Prisma (Goethes Tafel V)Entwicklung des Newtonspektrums bei variablem Abstand vom Prisma (Goethes Tafel V): Die Tafel zeigt die Farbentwicklung nach prismatischer Brechung (in Abhängigkeit vom Abstand zwischen Prisma und Auffangschirm). Oberer, größerer Teil der Tafel: Die dem Prisma entspringenden Farbzonen würde man so wie dargestellt auf einen Blick sehen, wenn man an einer der beiden Seitenwände der Dunkelkammer stünde, dabei in Richtung der gegenüberliegenden Seitenwand blickte – und wenn's in der Dunkelkammer etwas neblig wäre. (Leichter Nebel kann die bunten Lichtstrahlen im vertikalen Längsschnitt sichtbar machen, ohne sie ganz zu absorbieren). Unten in der Tafel sind in vier Bildkästchen verschiedene Entwicklungsstufen der Spektren eingeblendet (wie man sie beim frontalen Blick auf den Auffangschirm sähe, also im vertikalen Querschnitt durch die Dunkelkammer). Von links nach rechts zeigen sich: Kantendoppelspektrum, Vollspektrum, Schwundspektrum, Endspektrum. (Die Bildkästchen sind jeweils im zugehörigen Abstand des Auffangschirms vom Prisma plaziert). Selbstverständlich gehen diese spektralen Entwicklungsstufen kontinuierlich ineinander über; wie und warum sie das tun, ergibt sich aus dem oberen, größeren Teil der Tafel: Betrachten Sie dort zunächst die Position des Auffangschirms in der Mitte der Tafel – dort, wo ein gestricheltes Oval angedeutet ist. Dort liegt die Stelle, an der Newton sein Vollspektrum aufgefangen hat, und dort zeigen sich besonders viele Farbnuancen. Jetzt schauen Sie weiter links auf die gestrichelte Linie näher am Prisma. Dort reißt eine weiße Lücke auf, die sich bei sinkendem Abstand immer stärker spreizt; die Lücke ist oben und unten von farbigen Rändern bzw. Säumen eingerahmt, von den beiden Kantenspektren (Kapitel II.6) – oben vom kühlen Kantenspektrum (Blau/Türkis), unten vom warmen Kantenspektrum (Gelb/Rot). Wo die weiße Lücke zwischen den beiden Kantenspektren genau zum ersten Mal verschwindet (etwas links von Newtons Vollspektrum), zeigt sich das Kantendoppelspektrum aus den vier Farben Blau/Türkis/Gelb/Rot (ohne eigenes Bildkästchen). Bei wieder vergrößertem Projektionsabstand (viel weiter rechts im Bild) fängt man erst das Schwundspektrum auf aus den Farben Blau/Grün/Gelb/Rot (ohne Türkis); noch weiter rechts das Endspektrum. Es besteht nur aus den drei Farben Blau/Grün/Rot.
Entwicklung des Goethespektrums bei variablem Abstand vom Prisma (Goethes Tafel VI)Entwicklung des Goethespektrums bei variablem Abstand vom Prisma (Goethes Tafel VI): Auf dieser Tafel präsentiert Goethe seine wichtigste Entdeckung: die Farbentwicklung im umgekehrten Experiment, also die farbige Entfaltung eines prismatisch gebrochenen Schattens bei wechselnden Abständen vom Prisma. Die Tafel ist deckungsgleich mit Goethes Tafel V, zeigt aber andere Farben (siehe Abb. »Entwicklung des Newtonspektrums bei variablem Abstand vom Prisma (Goethes Tafel V)«). Von links nach rechts sehen Sie folgende Spektren: umgekehrtes Kantenspektrenpaar (darin oben das warme Kantenspektrum, unten das kalte); umgekehrtes Vollspektrum aus den fünf Farben Gelb/Rot/Purpur/Blau/Türkis (beim gestrichelt angedeuteten Oval); umgekehrtes Schwundspektrum (Gelb/Purpur/Blau/Türkis); umgekehrtes Endspektrum (Gelb/Purpur/Türkis).

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