Autor: Olaf Müller

Ist Pazifismus in Kriegszeiten möglich?

Die Ukraine im Stich lassen – den Atomkrieg verhindern.

Gespräch mit dem Moderator und Philosophen Wilm Hüffer.

Wann: Ausstrahlung am Montag, 20.2.2023, 7:00 Uhr.

Wo: Sendung „Der Morgen“, SWR 2 (Südwestrundfunk), den Mitschnitt der Sendung finden Sie hier.

Zusammenfassung von der Redaktion: Eine pazifistische Haltung ist auch in der Debatte um eine Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Russland möglich. Denn wir wissen zu wenig über die Eskalationabsichten Russlands. Deshalb kann es gerechtfertigt sein, der Ukraine keine Waffen zu liefern – sie im Stich zu lassen, wenn dadurch ein Atomkrieg verhindert werden kann. Denn der betrifft nicht nur Europa, sondern die ganze Menschheit.

„Das Moralisieren, das nur die Guten und die Bösen sieht, macht es sich zu einfach“, sagt der Berliner Wissenschaftsphilosoph Olaf Müller in SWR2 zur Debatte, ob Verhandlungen mit Russland den Ukraine-Konflikt beenden können. Von sich selbst sagt Müller, dass er es nach viel Überlegen für besser hält, die Ukraine nicht weiter mit Waffen zu unterstützen. Gleichzeitig gesteht er ein: „Dass ich mich gegenüber den Ukrainern auch schuldig mache – das muss ich aushalten.“

Stattdessen militärischer Hilfe spricht sich Müller für erheblich schärfere wirtschaftliche Sanktionen aus. Allerdings: „Das würde nicht nur Russland wehtun, sondern auch uns.“ Er empfiehlt zudem, sich weiter uneingeschränkt humanitär zu engagieren: „Wir sollten Flüchtlinge weiter mit offenen Armen aufnehmen.“ Problematisch sei es dagegen, durch Waffenlieferungen zur Eskalation des Kriegs beizutragen: „Mir ist klar, dass das darauf hinausläuft zu empfehlen, die Ukraine militärisch im Stich zu lassen.“

Der Konflikt entwickelt sich nach Müllers Dafürhalten immer deutlicher zu einem Abnutzungskonflikt ohne Aussicht auf einen schnellen Sieg der Ukraine. Jürgen Habermas habe zurecht in seinem Plädoyer für Friedensverhandlungen darauf hingewiesen, es gebe zwischen dem Satz „Die Russen dürfen nicht gewinnen“ und der Aussage „Die Ukrainer dürfen nicht verlieren“ einen Unterschied. Doch werde zu wenig bedacht, dass Verhandlungen immer Kompromisse bedeuteten – weshalb von solchen Gesprächen seit geraumer Zeit kaum mehr die Rede sei.

Stattdessen zeichne sich ein Abnutzungskrieg ab mit dem Risiko einer nuklearen Eskalation durch Russland. Müller wörtlich: „Es ist denkbar, dass Russland sich verleiten lässt, im Gefecht kleine atomare Sprengköpfe einzusetzen.“ Das bedeute zwar noch nicht die Ausweitung zu einem Atomkrieg. Doch sei ein solcher Konflikt seit Hiroshima und Nagasaki ein Tabu. Müller wörtlich: „Und dieses Tabu darf nicht fallen. Das geht nicht nur die Ukraine an, das geht die ganze Menschheit an“.

Wie kann man Pazifismus in Kriegszeiten verteidigen?

Interview mit der Moderatorin Simone Hulliger.

Wann: Ausstrahlung am Mittwoch, 15.2.2023, 18:00 Uhr (7 Minuten).

Wo: Sendung „Echo der Zeit“, SFR (Schweizer Rundfunk und Fernsehen).

Zum Mitschnitt des Interviews geht hier.

Es sei der falsche Weg, Waffen an die Ukraine zu liefern, sagt der deutsche Philosophieprofessor Olaf Müller. Er plädiert für einen pragmatischen Pazifismus. Eine Position, die ihm nicht leichtfalle: Schliesslich müsse er dafür seinem eigentlich richtigen Impuls widerstehen, dem angegriffenen Land mit Waffenlieferungen zu helfen. Warum?

Pacifism. A Defense.

Vortrag und Diskussion (beides auf Englisch) via ZOOM mit Mitgliedern des Forums Science4Peace.

Wann: Mittwoch, 25.1.2023, 17:00 Uhr bis 19.15 Uhr.

Wo: virtuell.

Zum Mitschnitt des Vortrags und der Diskussion geht es hier.

Nach Ramstein – Pazifismus endgültig im Abseits?

Live-Gespräch mit der Moderatorin Ute Welty.

Wann: Ausstrahlung am 21.1.2023, 8:10 Uhr bis 8:18 Uhr.

Wo: Sendung „Studio 9 – Kultur und Politik am Morgen“, Deutschlandfunk Kultur.

Zum Mitschnitt des Interviews geht es hier.

Pazifismus. Eine Verteidigung.

Öffentlicher Vortrag im Institutskolloquium des philosophischen Seminars der Universität Münster

Wann: Mittwoch, 18.1.2023, 18 Uhr

Wo: Domplatz 23, Raum 201

Eintritt: frei

Zusammenfassung: Während sich gesinnungsethische Pazifisten ganz unabhängig von den gewaltsamen Tatsachen dieser Welt stets gegen kriegerische Handlungen aussprechen und zwar mit geschlossenen Augen, komme, was wolle, sind verantwortungsethische Pazifisten der Ansicht, dass es bei der Entscheidung über Krieg und Frieden auf die Folgen unseres Tuns und Lassens ankommt: Demzufolge wäre ein moralisch verwerflicher Krieg deshalb falsch, weil seine Durchführung weit mehr Unheil und Leid in die Welt bringt als seine Unterlassung. Wer dies Kriterium anwenden möchte, dürfte sich fast immer erkenntnistheoretisch übernehmen; wir verfügen fast nie über hinreichendes Wissen, um verantwortungsethisch zwischen Krieg und Frieden zu entscheiden. Der pragmatische Pazifist sucht einen Mittelweg zwischen Gesinnungs- und Verantwortungsethik. Demzufolge orientieren wir uns bereits beim Blick auf die Wirklichkeit (etwa bei der Folgenanalyse) an bestimmten Leitideen, in denen gewisse Werte zum Ausdruck kommen; verantwortungsethische Pazifisten arbeiten mit anderen Leitideen als verantwortungsethische Kriegsbefürworter. Eine der pazifistischen Leitideen ist pessimistisch; sie empfiehlt, stets die Gefahr unkontrollierbarer Eskalationen kriegerischer Handlungen (bis hin zur atomaren Apokalypse) im Blick zu behalten. Eine andere pazifistische Leitidee ist ein Optimismus hinsichtlich der menschlichen Natur: Suche stets nach friedlichen Auswegen aus Gewaltkrisen und halte dabei besonders ausdauernd an der Hypothese fest, dass kein Mensch in sich böse ist und nur mit vorgehaltener Pistole zur Raison gebracht werden kann. Kriegsbefürworter verteilen ihren Optimismus und Pessimismus anders, und zwar auf eine Weise, die wenig attraktiv wirkt.

Verteidigung des Pazifismus

Live-Gespräch mit dem Moderator Ralph Erdenberger.

Wann: Ausstrahlung am 17.1.2023 zwischen 11 Uhr und 11:45 Uhr.

Wo: Sendung „Neugier genügt – Redezeit“, WDR 5.

Zur Information über die Sendung und zum Mitschnitt geht es hier.

Wiener Kreis, einst und heute

Wissenschaftliches Symposion zur Eröffnung der Wiener-Kreis-Ausstellung

Wann: Mittwoch, 11.1.2023, 10-18 Uhr
Wo: Humboldt-Universität Berlin, Unter den Linden 6, Raum 2249a
Eintritt: frei; alle Interessierten sind herzlich eingeladen; um Anmeldung wird gebeten an muelleol@staff.hu-berlin.de.

Programm:

I. Wiener Kreis: Provokationen und Querverbindungen
(Moderation: Friedrich Stadler)

10.15-11.00 Barbara Vetter (Institut für Philosophie, Freie Universität Berlin):
Was bleibt von Carnaps „Überwindung der Metaphysik“?

11.00-11.45 Anna Brożek (Institut für Philosophie, Universität Warschau):
Austrian and German Connections of the Lvov-Warsaw School.

11.45-12.30 Hans-Joachim Dahms (Institut Wiener Kreis, Universität Wien):
Stärken und Schwächen des Wiener Kreises — Sein Verhältnis zu Politik und Kultur.

12.30-14.15 Mittagspause.

II. Moritz Schlick als eine Schlüsselfigur des Wiener Kreises
(Moderation: Ladislav Kvasz, Centre for Formal Epistemology an der Tschechischen Akademie der Wissenschaft, Prag)

14.15-15.00 Karl Sigmund (Institut für Mathematik, Universität Wien):
Moritz Schlick — Ein Berliner als Zentrum des Wiener Kreises.

15.00-15.45 Olaf Müller (Institut für Philosophie, Humboldt-Universität Berlin):
Moritz Schlick und die gefährliche Rede vom Ich.

15.45-16.30 Kaffeepause.

III. Berlin und der Wiener Kreis
(Moderation: Hans-Joachim Dahms)

16.30-17.15 Friedrich Stadler (Institut Wiener Kreis, Universität Wien):
Wiener Kreis und Berliner Gruppe im Vergleich — Über Familienähnlichkeiten im Logischen Empirismus.

17.15-18.00 Martin Lemke (Institut für Philosophie, Universität Rostock):
Wiener Kreis und Berliner Historismus [Arbeitstitel].

Die Tagung findet statt im Begleitprogramm der Ausstellung “Der Wiener Kreis” im Lichthof der Humboldt-Universität, Unter den Linden 6.

Grußworte und Eröffnung der Ausstellung: Dienstag, 10.1.2023, 16.15 Uhr, Raum 2249a.

Vernissage: Dienstag, 10.1.2023, 17.30 bis 18.30 Uhr, Lichthof der  Humboldt-Universität, Unter den Linden 6.

Auch im Krieg am Ideal der gewaltfreien Lösungen festhalten

Ist Pazifismus heutzutage eine realitätsferne Wertvorstellung? Der Philosoph Olaf Müller versucht im Gespräch mit der Moderatorin Stephanie Rohde vom Deutschlandfunk eine Ehrenrettung. Er sagt, wir müssten mehr über Erfolge gewaltfreien Widerstands sprechen – und nennt beispielhaft einen Fall aus der Ukraine.

Wann: Ausstrahlung am 26.12.2022 zwischen 7:38 Uhr und 7:50 Uhr.

Wo: Sendung „Information und Musik“, Deutschlandfunk.

Zum Interview geht es hier; zum Radioprogramm geht es hier.