Über Johann Ritters Ader für Volkslieder und Achim von Arnims Ader für Physik
Vortrag und Diskussion für das Symposion Romantik in der Musik – Musik in der Romantik der Internationalen Arnim-Gesellschaft (IAG)
Wann: Samstag, 22. Juli 2023, 9:40 Uhr
Wo: Goethe-Museum Düsseldorf, Jacobistraße 2, 40211 Düsseldorf
Eintritt: frei für Mitglieder der IAG
Zur Übersicht über das Symposion geht es hier, die Zusammenfassungen der Beiträge sind hier
Zusammenfassung: Die Romantik dürfte die allerletzte Epoche gewesen sein, in der große Physiker sich mit Dichtung abgaben und große Dichter mit Physik – in beiden Richtungen auf höchstem Niveau. Wie ging das im Detail vonstatten? Im Vortrag sollen ein romantisches Genie der Physik und eines der Poesie bei ihren Ausflügen in fremdes Terrain begleitet werden. Dass der Entdecker des UV-Lichts und Erfinder des Akkus, Johann W. Ritter, eine literarische Ader hatte, ist wenig bekannt. Nicht nur sind kleinere Dichtungen Ritters überliefert – er nahm auch regen Anteil an der Sammlung und Dichtung von Volksliedern; er war es, der Clemens von Brentano mit einer frühen, zunächst noch geheimen Fassung von “Schäfers Klagelied” zu versorgen wusste, und es ist gut möglich, dass er einer frühen Darbietung dieses berühmten Goethe-Liedes beigewohnt hat: eines romantischen Liedes par excellence, das auf Caspar D. Friedrich ebenso gewaltigen Eindruck machte wie auf Franz Schubert. Dass der Dichter Achim v. Arnim seine allerersten Veröffentlichungen als Physiker in Fachjournalen unterbrachte, ist zwar seit der bahnbrechenden Edition aller seiner naturwissenschaftlichen Schriften durch Roswitha Burwick etwas bekannter. Doch gilt es bis heute als ungeklärt, was, genau, ihn zuguterletzt dazu bewogen hat, der Physik den Rücken zu kehren. Im Vortrag soll dazu folgende Hypothese entfaltet werden: Mehrmals ist der Physiker Ritter seinem Fachkollegen Arnim bei wichtigen wissenschaftlichen Entdeckungen knapp zuvorgekommen. Das bedeutet nicht, dass Arnim ein zweitklassiger Physiker gewesen wäre. Im Gegenteil, viel spricht dafür, dass er früher als Ritter auf die Idee gekommen ist, nach dem UV-Licht zu suchen – und dass er auch über alle dafür erforderlichen Ressourcen früher verfügte als Ritter. Hatte er einfach nur Pech, dass Ritter ihm erst eng auf den Fersen war und ihn dann sogar zu überholen wusste? Vermutlich. Wäre er Dichter geworden, wenn ihm und nicht Ritter diese epochale Entdeckung geglückt wäre? Diese letzte Frage stellt sich am Ende des Vortrags, wird aber in der Schwebe bleiben müssen.
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