Subjektive Experimente wurden nicht von Goethe erfunden, sondern schon von Newton eingesetzt

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Abb. --I.3.3 Experimentiervorlage fuers subjektive GrundexperimentExperimentiervorlage fürs subjektive Grundexperiment: Legen Sie bei guter Beleuchtung ein Glasprisma wie ein Hausdach auf diese Abbildung; der Dachgiebel soll querstehen, also parallel zur unteren Kante der Buchseite. Jetzt schauen Sie durchs Prisma (durch die Ihnen zugewandte Dachseite) auf den weißen Fleck und führen das Prisma langsam zu Ihrem Auge, ohne den Fleck aus den Augen zu verlieren. Seine oberen und unteren Grenzen werden sich allmählich verfärben. Wenn Sie das Prisma vor Ihrem Auge nach vorn oder hinten rotieren lassen (um seine horizontale Achse) und einen geeigneten Abstand von der Experimentiervorlage wählen, so sehen Sie das newtonische Vollspektrum aus den Farben Rot/Gelb/Grün/Türkis/Blau. Bei anderen Abständen sehen Sie andere Entwicklungsstufen des newtonischen Spektrums mit weniger Farben.
Abb. --I.3.5a Newtons erstes subjektives ExperimentNewtons erstes subjektives Experiment: Hier blickt Newton durchs Prisma auf eine z.B. halb weiße, halb schwarze Vorlage und beobachtet die farblichen Veränderungen, die sich an der Grenze zeigen. Wie Newtons Vorlage genau ausgesehen haben könnte, sehen Sie in den nächsten Abbildungen.
Experimentiervorlage fuer Newtons erstes subjektives ExperimentExperimentiervorlage für Newtons erstes subjektives Experiment: Schauen Sie durchs Prisma (genau wie in der vorletzten Abbildung), und zwar auf die Grenze zwischen Schwarz und Weiß. Dann sehen Sie, wie sich zwischen diese unbunten Grenzfarben die kalten Farben Türkis und Blau schieben; die gesamte Farbenfolge Weiß/Türkis/Blau/Schwarz bezeichne ich als kaltes Kantenspektrum, im Folgenden kopfüber dargestellt.
Farbtafel 02 li Abb. Das kalte KantenspektrumDas kalte Kantenspektrum: Dies Spektrum besteht aus den Farben Schwarz/Sattblau/Türkis/Weiß. Seine bunten Farben in der Mitte leuchten stärker als ihre abgedunkelten Gegenstücke (Blau und Dunkeltürkis) in Newtons Vollspektrum. Und sie wirken auf uns kühl – daher das Adjektiv im Namen des abgebildeten Spektrums.
Experimentiervorlage fuer Newtons erstes subjektives Experiment, gedrehtExperimentiervorlage für Newtons erstes subjektives Experiment, gedreht: Wer die vorige Experimentiervorlage um 180 Grad dreht und wieder durchs Prisma auf die Grenze zwischen Schwarz und Weiß blickt, sieht diesmal zwischen den unbunten Grenzfarben zwei warme Farben: Rot und Gelb; die gesamte Farbenfolge Schwarz/Rot/Gelb/Weiß bezeichne ich als warmes Kantenspektrum, im Folgenden kopfüber dargestellt.
Farbtafel 02 mi Abb. Das warme KantenspektrumDas warme Kantenspektrum: Dies Spektrum besteht aus den Farben Weiß/Gelb/Sattrot/Schwarz. Seine bunten Farben in der Mitte sehen brillanter aus als ihre abgedunkelten Gegenstücke (Dunkelgelb und Rot) in Newtons Vollspektrum; und sie wirken auf uns warm – daher das Adjektiv im Namen. Das warme Kantenspektrum lässt sich (genau wie sein kaltes Gegenstück) besonders einfach im subjektiven Experiment erzeugen. Aus diesem Grund wurde es früher entdeckt als Newtons Vollspektrum.
Newtons subjektive WeißsyntheseNewtons subjektive Weißsynthese: Newton hatte eine Reihe weiterer subjektiver Experimente im Angebot; in einem der wichtigsten dieser Experimente sollen die regenbogenbunten Farben seines Spektrums wieder zusammengebracht werden, um ein möglichst sauber aussehendes Weiß zu synthetisieren.
Der Betrachter blickt durchs Prisma abc auf das Spektrum PT (das vom Prisma ABC wie gehabt auf einen Schirm geworfen wurde). Die von PT zurückreisenden Strahlen werden im Prisma abc auf dieselbe Weise gebrochen wie in ABC; nur rückwärts. Sie vereinigen sich also im Auge des Betrachters, und so entsteht für ihn ein virtuelles Bild der Sonne in S – es scheint dort zu liegen, wo der ungehinderte Blick des Betrachters hinführen würde.

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