Weiße Schatten

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Finsternisquelle mit weissen SchattenFinsternisquelle mit weißen Schatten: Ein Würfelgerippe aus Vierkantstäben hängt im Licht einer großflächigen Lichtquelle (die jenseits der linken Bildgrenze liegt). Zwischen der Lichtquelle und dem Würfel ist ein faustgroßer Schattengeber angebracht (ebenfalls jenseits der Bildgrenze). Auf der Projektionsfläche rechts erkennt man ein weißes – oder jedenfalls aufgehelltes – Bild des Würfelgerippes, dessen weißen Schatten. [Photo: Susanne Böttge].
Orthodoxe Erklärung eines weissen Schattens (Blick ins Helle)Orthodoxe Erklärung eines weißen Schattens (Blick ins Helle): Den gesamten Hintergrund des Bildes füllt eine gleichmäßig leuchtende weiße Lampe aus; unmittelbar davor sehen Sie ein schwarzes Papprechteck; weiter vorn wiederum hängt ein Würfel aus dunklen Vierkantstäben. Wenn Sie nun diese Konstellation von einem Standpunkt aus anschauen, wie ihn das Bild bietet, dann verdecken Teile des Würfels einen Teil der schwarzen Pappe. Deshalb erreicht Sie an dieser Stelle von der Lampe ingesamt mehr Licht als von anderen Standpunkten aus (wie sie in der nächste Abbildung gezeigt werden). Wodurch zeichnen sich die lichtreicheren Standpunkte ganz allgemein aus? Es sind genau diejenigen Standpunkte, die auf Projektionslinien des Würfels liegen – wobei die Projektion bei der schwarzen Pappe beginnt. (Im Idealfall wäre die Pappe punktförmig). Und das ist genau der geometrische Grund dafür, warum die Rede von Finsternisstrahlen, Finsternisquellen und weißen Schatten bei diesem Experiment so naheliegt: Schwarze Schatten ergeben sich per Projektion eines undurchsichtigen Objekts mithilfe von Lichtstrahlen aus einer Lampe – weiße Schatten per Projektion eines undurchsichtigen Objekts mithilfe von Finsternisstrahlen aus einer Finsternisquelle. Wem das spanisch vorkommt, den möchte ich daran erinnern, dass die Rede von Lichtstrahlen letztlich nichts anderes ist als eine geometrische Fiktion – erfunden zum Zwecke der Konstruktion von Bildern.
Orthodoxe Erklärung eines weissen Schattens (Blick ins Dunkle)Orthodoxe Erklärung eines weißen Schattens (Blick ins Dunkle): Hier sind Sie (im Vergleich zur vorigen Abbildung) einen Schritt nach rechts getreten. Von diesem Standpunkt aus überdeckt der Würfel die schwarze Pappe nicht; daher erreicht Sie nun weniger Licht als zuvor. Das könnte man quantifizieren: Insgesamt bietet die Fläche dieser Abbildung weniger weiße Stellen als die Fläche ihrer Vorgängerin. Und das ist überall dort so, wo man nicht von Projektionslinien getroffen wird, die bei der schwarzen Pappe beginnen und deren Richtung vom Würfel bestimmt wird.

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