Live-Gespräch mit dem Moderator Jürgen Wiebicke und WDR-HörerInnen.
Wann: Ausstrahlung am Montag, 27.3.2023 von 20:05 Uhr bis 21:00 Uhr.
Wiederholung: Sonntag, 2.4.2023 von 11:04 Uhr bis 12:00 Uhr.
Wo: Sendung „Philosophischer Radioabend“, WDR 5.
Zur Information über die Sendung geht es hier, zum Mitschnitt hier.
Beschreibung aus der Redaktion:
Pazifisten lehnen die Anwendung von Gewalt ab, sie verurteilen militärische Mittel der Bewältigung von Konflikten und sie setzen sich für friedliche Lösungen ein. Welche Perspektiven hat welcher Pazifismus in Zeiten des Krieges in der Ukraine?
Im Moment zieht sich ja ein Riss durch die Gesellschaft, was die unsere Verantwortung mit Blick auf den Krieg in der Ukraine angeht: Die einen fordern ein Ende der Waffenlieferungen und sofortige Friedensverhandlungen, die anderen halten solche Forderungen angesichts der brutalen russischen Kriegspolitik für naiv und weltfremd. Der Pazifismus wird in diesem Zusammengang teils extrem negativ bewertet – bis dahin, dass ihm eine indirekte Mitverantwortung für den russischen Angriffskrieg zugeschrieben wird.
Wie wir zum Pazifismus stehen, das ist vor allem auch eine philosophisch-moralische Fragestellung: Auf der einen Seite steht ein gesinnungsethischer Pazifismus, der Gewalt von Grund und prinzipiell auf ablehnt. Dagegen steht eine verantwortungsethische Position, die von den Folgen unseres Tuns und Lassens ausgeht: Gut ist demnach das, was den wenigsten Schaden und das geringste Leid bedeutet. Wer von solchen Voraussetzungen ausgeht, kann zu dem Schluss kommen, dass es moralisch geboten ist, eine Konfliktpartei auch mit Waffen zu unterstützen. Das Problem dabei: Niemand kann vorab objektiv sagen, welcher Weg das wenigste Leid verursachen wird.
„Wenn wir nur zwischen gesinnungsethischem Pazifismus und verantwortungsethischer Abwägung zu wählen hätten, so stünde der Pazifismus ohne gute Karten da“, sagt der Philosoph Olaf Müller. Er schlägt deshalb einen Mittelweg vor – einen „pragmatischen Pazifismus“. Dieser setzt prinzipiell einen umfassenden und grundlegenden Kriegsbann, lässt aber klar definierte Ausnahmen zu, etwa wenn gravierende Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen werden oder verhindert werden sollen.
Hat der Pazifismus ausgedient – oder brauchen wir ihn in diesen Zeit erst recht? Ist die Idee eines pragmatischen Pazifismus überzeugend? Wie stehen Sie persönlich zum Pazifismus?